Presseinfo "Songlines – Echoes"

Live Stream am Dienstag 02.03.2021 um 20:00 Uhr
mit Werken von Nikolaus Brass und Peter Kiesewetter im Schwere Reiter, München
Dachauer Straße 11
680636 München

Nikolaus Brass (*1949)
"Songlines I" für Violine solo (2006)
"TON" für Kontrabass und Klavier (2011)
"Stücke für leere Hände" für Klavier Solo (2011)
"music by numbers" für Violine und Klavier (1998)

Peter Kiesewetter (1945-2012)
"Hed" (1990) für Violine und Klavier

Anna Kakutia (Violine)
Juan Sebastián Ruiz (Kontrabass)
Masako Ohta (Klavier)

https://www.schwerereiter.de/files/detail_cal.php?id=353

"Songlines – Echoes"
Zum Gedenken an die dreifache Katastrophe – Erdbeben, Tsunami und AKW-Unfall am 11. März 2011 in Fukushima und der Region Tohoku

Am 11. März 2021 sind es 10 Jahre nach der Dreifachkatastrophe, Erdbeben, Tsunami und AKW Unfall in Fukushima und Region Tohoku am 11.03.2011.

Im Jahr 2011 nach dem Ereignis gestaltete Masako Ohta ein Konzert "TON-ERDE-MUSIK", das dritte Konzert ihrer Trilogie "Porzellan mit Musik" bei dem Bayrischen National Museum im Schloss Lustheim in Oberschleißheim.
www.masako-ohta.de/Projekt-Porzellan
Ton für Klavier und Kontrabass: Nikolaus Brass
UA am 10.07.2011 in München-Oberschleißheim, Masako Ohta, Klavier, Stephan Lanius, Kontrabass

Für dieses Konzert wurde das Stück "TON" von Nikolaus Brass komponiert.
Hier die Worte des Komponisten:
"Ton entstand im März 2011. Unwillkürlich drangen in den Kompositionsprozess – als Resonanz auf die Geschehnisse nach dem 11. 3. in Japan – Echos von Echos einer basalen Gewalt. Unmittelbare, unterschiedlich differenzierte Gesten, aus dem Inneren des Klangs von Klavier und Kontrabass entwickelt, suchen eine "Haltung" gegenüber dem Unbewältigbaren. Erschrecken, ängstliche Erwartung, Wut, Trauer, Ergebung stehen als seelische Korrelate einer tiefen Erschütterung nebeneinander – und fügen sich nicht ohne weiteres zu einem "bewältigten" Ganzen. TON ist Masako Ohta und Stephan Lanius in Freundschaft gewidmet." Nikolaus Brass: März 2011


Stücke für leere Hände – 11 Benediktionen für Klavier Solo (2011)
UA 25. Mai 2012 München (23. Pfingstsymposion, Seidlvilla) Masako Ohta, Klavier
Stücke für leere Hände – 11 Benediktionen für Klavier (2011)

Der Zyklus exponiert neben einer "Eröffnung" und einem "Schluß" 11 kurze Stücke, die als musikalische Momente jeweils auf ihre Art den Augenblick preisen. Kompositorische und performative Prämisse war, jeden dieser "Augenblicke" auch graphisch auf und in einer Seite der Notentextes zu fassen. Jedes Blatt eine kleine Zeitkammer. Daraus entsteht dann im Vortrag wie von selbst etwas Zeremonielles. Manchmal unterstützen komponierte Gesten, Laute und Bewegungen des/der Interpreten/in dieses rituelle Element. Eine Musik der Reduktion. Gespielt wird mit "leeren Händen", das Pianistische ist zwar Voraussetzung aber nicht Ereignis der Interpretation. Das Stück ist der Interpretin der Uraufführung, Masako Ohta in Freundschaft gewidmet." Nikolaus Brass


Music by numbers (1998)
"Die Komposition wurde im Original für Violine und Klavier geschrieben.

Der Titel spielt auf das „drawing by numbers“ an, wobei der „Künstler“ vorgegebene Bildflächen nach vorgegebenen Farbnummern ausmalt.
Music by numbers besteht aus insgesamt 22 numerierten musikalischen Abschnitten, die jeweils eine Seite umfassen. Diese Abschnitte können für jede Aufführung variabel angeordnet werden.Hierfür gibt es vom Komponisten Vorschläge, aber auch die Interpreten sind aufgerufen, jeweils „ihre“ music by numbers zusammenzustellen.Einige der 22 Nummern sind Wiederholungen bzw. Varianten anderer Nummern, so dass sich in den jeweiligen Aufführungs-Anordnungen mitunter ein irritierendes Spiel aus Erwarten und Erinnern ergibt. Während der Notentext wohl determiniert ist und musikalische Momente unterschiedlicher Expressivität exponiert, bleibt die formale Anordnung und die Dauer des Stückes indeterminiert und der Mitwirkung der Interpreten überlassen. Inzwischen gibt es neben der Fassung für Violine und Akkordeon auch eine für Klarinette und Klavierbzw. Saxophon und Akkordeon. Im Jahr 2007/08 entstand eine Konzertfassung für Violine und Akkordeon mit Kammerorchester." Nikolaus Brass

Songlines I – Zyklus für Streicher
„Während seiner Zeit als Lehrer hörte Arkady zum erstenmal von dem Labyrinth unsichtbarer Wege, die sich durch ganz Australien schlängeln und die Europäern als „Traumpfade“ oder „Songlines“ und den Aborigines als „Fußspuren der Ahnen“ oder „Wege des Gesetzes“ bekannt sind. Schöpfungsmythen der Aborigines berichten von den legendären totemistischen Wesen, die einst in der Traumzeit über den Kontinent wanderten und singend alles benannten, was ihre Wege kreuzte – Vögel, Tiere, Pflanzen, Felsen, Wasserlöcher –, und so die Welt ins Dasein sangen. “Die Vorstellung der „Songlines“, die Bruce Chatwin in seinem Roman „The Songlines“ beschreibt, und die hier kurz zitiert ist, hat mich inspiriert, einen Zyklus von 6 Solo- bzw. Duo-Stücken für Streicher (eröffnet mit einem Prolog der Viola und geschlossen mit einem Epilog des Kontrabasses) ebenfalls „songlines“ zu nennen. Die Konzeption des Zyklus verdankt sich der Erfahrung, dass Denken in Musik, aber auch jede Wahrnehmungvon Musik ohne ein „inneres Singen“ nicht bewusstseinsfähig ist. Wie ein „inneres Sprechen“ erst Denkakte zu Bewusstseinsakten werden lässt, so eröffnet erst ein inneres Singen der Musik einen Zugang zu unserer bewussten Wahrnehmung und Verarbeitung. Diesem inneren Singen spürt meine Musik nach. Bei „songlines“ gibt es auch für die mehrstimmigen Teile wie den „Dialoghi d’amore I“ für 2 Violinen keine Partitur, die Stimmen sind jeweils frei notiert. Ein einfacher Zeitcode dient der Koordinierung, die aber die gestische Freiheit der Musiker in der Gestaltung der jeweiligen Linie nicht beengen darf. Die Solo-Stücke, wie auch „songlines I“ für Violine solo sind ebenfalls in einer freien Notation gehalten, die den Interpreten, die Interpretin herausfordert, seine/ihre „eigene Stimme“ zu artikulieren, um den Gehalt der Musik zur Sprache zu bringen. " Nikolaus Brass

Peter Kiesewetter war ein Kompositionslehrer von Nikolaus Brass.
Hed (1990) für Violine und Klavier: Peter Kieswetter
"In „Hed“ (Echo) für Violine und Klavier geht Kiesewetter einer seiner zentralen Fragen nach: Wieviel ist minimal beziehungsweise maximal nötig, um einen musikalischen Gedanken auszudrücken, ohne ihn durch Unwesentliches zu belasten oder von ihm abzulenken? Die musikalische Textur ist extrem reduziert, bewegt sich sieben Minuten lang, mit Ausnahme eines einzigen Impulses, zwischen p und pppp. Sie ist das Echo eines Echos, so, dass wir von Anfang an nur dem Ende, dem letzten Ausklingen nachhören, so lange bis endlich auch der Grundton im Bass aufgetaucht ist."
Komponisten in Bayern, Band 51: PETER KIESEWETTER. Margret Wolf aus die „hebräischen“ Werke Peter Kiesewetters

Bios:


Anna Kakutia (Violine)
Im Alter von sieben Jahren nahm die 1979 geborene Violinistin Anna Kakutia ersten Unterricht am staatlichen Gymnasium ihrer Geburtsstadt Tifilis in Georgien bei ProfessorKonstantin Wardeli. Ab 1998 studierte sie zunächst Geige am örtlichen Konservatorium undspäter an der Hochschule für Musik und Theater in München in der Klasse von ProfessorErnö Sebestyén. 2005 absolvierte Anna Kakutia mit dem Meisterklassendiplom. Sie besuchte zahlreiche Meisterklassen substanzieller Virtuosen wie Ivry Gitlis und Robert Rozek. Noch zu Studienzeiten in Tiflis zeichnete die georgische Regierung Anna Kakutia mit einem Stipendium aus, zudem wurde sie Mitglied des Staatlichen Kammerorchesters von Georgienunter Leitung von Liana Issakadze. Im nationalen Musikwettbewerb zählte sie zu den Preisträgern und wurde von Wladimir Spiwakov für ihre herausragenden Leistungenausgezeichnet.
Von 2002 bis 2005 war sie Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung und damit die erste von der Stiftung geförderte Musikerin. Nachhaltige Eindrücke sammelte Anna Kakutia als Mitglied des Akademieorchesters des Luzern Festivals unter Leitung von Pierre Boulez. Anna Kakutias umfangreiches Repertoire umfasst neben zahlreichen bekannten wieunbekannten Violinkonzerten und Solowerken auch Kammermusik, besonders in der Besetzung für Violine und Klavier. Zu nennen seien beispielsweise zyklische Aufführungensämtlicher Solowerke und Duosonaten von Johann Sebastian Bach und alle Duos von Wolfgang Amadeus Mozart.
Besonderen Fokus legt Anna Kakutia auf zeitgenössischeKompositionen, sie arbeitet unter anderem mit Minas Borboudakis, Volker Nickel, MaxBeckschäfer, Hans-Jürgen von Bose, Anders Eliasson, Fredrik Schwenk, Wilfried Hiller,Peter Kiesewetter und Michael-Bastian Weiß zusammen, von denen viele ihr Werkewidmeten.
Im Januar 2017 erschien beim Label NEOS ihre Debut-CD mit Solowerken für Violine von Charles Wuorinen.


Juan Sebastián Ruiz (Kontrabass)
Der aus Panama stammende Kontrabassist Juan Sebastián Ruiz spielte bereits im Nationalen Sinfonie Orchester sowie als Solobassist des Kammerorchesters von Panama bevor er 2000 nach Deutschland kam, um seine Ausbildung bei Prof. Wolfgang Harrer an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken fortzusetzen und mit dem Konzertreife Diplom abzuschließen.
Ergänzend zu seiner musikalischen Ausbildung spielte er u.a. bei der Accademia Gustav Mahler in Ferrara, Italien, sowie in der Villa Musica im Schloss Engers und in der Lucerne Festival Academy unter Pierre Boulez in der Schweiz.
Juan Sebastian Ruiz spielt seither im In- und Ausland, u.a. in der Deutschen Kammerakademie Neuss, im European Union Chamber Orchestra, im Ensemble Spira Mirabilis, sowie in Produktionen der Münchner Kammerspiele, der Münchner Staatsoper, im Münchner Kammerorchester, im Münchner Rundfunkorchester, im Radio-Sinfonieorchester Wien, und im Orchester der KlangVerwaltung.


Masako Ohta (Klavier)
"Masako Ohta ist eine Poetin des Klaviers." Münchner Feuilleton
Die aus Tokyo stammende japanische Pianistin und 1. Preisträgerin des Giesinger Kulturpreises 2016, Masako Ohta ist im Bereich der klassischen und Neuen Musik, Improvisation, Filmvertonung und Theatermusik-Kompositionen sehr aktiv unterwegs.
Masako Ohta wurde mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt München 2018/2019 ausgezeichnet. Sie beschäftigt sich intensiv mit Poesie, Klang und Musik aus Japan, Europa und anderen Kulturkreisen und kreiert interkulturelle und interdisziplinäre Projekte und Konzertreihen.
Masako Ohtas Arbeit ist in zahlreichen Rundfunkproduktionen dokumentiert, auch auf den CDs wie „OHENROSAN“ (2014), „Botenstoffe“ (2017), „ Kaiyushikiteien“ (2019) „ Music in Space“ (2020) Live- Improvisationen mit dem Klarinettisten Udo Schindler. Im Februar 2018 ist auf dem Label Winter & Winter ihr Klavier solo CD „Poetry Album“ mit ausgewählten Klavierstücken verschiedener Epochen erschienen.
Das „Poetry Album“ wurde von der Kritik (SZ, Münchner Feuilleton, Münchner Merkur, Piano News etc.) gefeiert.
„Dieses poetische Album ist eine Zeitreise durch Gefühlswelten, die die Pianistin wunderbar offeriert.“ Carsten Dürer, Piano News Juli/August 2018
Ihr zweites Soloalbum bei Winter & Winter „My Japanese Heart“ ist im Juni 2020 erschienen und auch dieses Album bekam viele begeisterten Kritiken wie bei SZ, Piano News, Pizzicato, KultKomplott, Critics At Large (U.S.A.).
Im 2020 komponierte Masako Ohta mit der Singersongwriterin Christiane Rösinger eigenen Brechtsliedern beim Theaterstück "Grihn FM - Bertold Brecht und Bäume" vom Schauspielerin Kollektiv Bairische Geisha und führte sie auf. Premiere im HAU 1 Berlin am 04.03.2020.Ihr Klavierstudium absolvierte sie an der Musikuniversität Toho Gakuen School of Music in Tokyo und an der Hochschule (Universität) der Künste Berlin bei Erich Andreas und György Sebök. Zudem besuchte sie Meisterkurse bei András Schiff und György Kurtág.
www.masako-ohta.de
Kontakt: masako.ohta@gmx.de
089-919166