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Zauberin des Wassers 08.09.2016 | Ein Beitrag von Ines Wagner
Der Film über die tragische Liebe zwischen der Wasserspiel-Bühnenkünstlerin Taki No Shiraito und dem armen Kutscher Ki-san war ursprünglich nur in Fragmenten erhalten und wurde vom Filmarchiv in Tokio wieder vervollständigt. In der Einführungsrede Stefan Drößlers vom Filmmuseum München hieß es, dass in Japan die Stummfilmkunst derart perfektioniert war, dass sie lange Zeit gar nicht umstellen wollten auf Tonfilme. Somit wurden bis weit in die dreißiger Jahre hinein Stummfilme produziert. Aufgrund der häufigen Erdbeben und damit verbundenen Brände in Japan sind leider nur wenige davon erhalten. Der Stummfilm „Zauberin des Wassers“, so der deutsche Titel, ist einer von den überlieferten Klassikern.
Modern an diesem Film ist vor allem das Frauenbild. Taki No Shiraito, so der Bühnenname von Fräulein Wasserfall, ist der Prototyp der rebellischen Frauen des Regisseurs Kenji Mizoguchi: Liebreizend schön und enorm willensstark. In der phallokratischen Gesellschaft der Meiji-Periode strebt sie nach finanzieller und sozialer Unabhängigkeit und ergreift auch in der Liebe die Initiative. Als sie sich in den armen Kutscher Ki-san verliebt, der einem edlen Samurai-Geschlecht entstammt und durch unglückliche Umstände verarmt ist, beschließt sie, sein Jura-Studium im fernen Tokio zu finanzieren. Als die Besucher der berühmten Wasserfallbühnenshow weniger werden, gerät die Truppe in finanzielle Not. Taki No Shiraito, die ein großes Herz hat, verschenkt immer wieder Geld an Menschen, die in Not geraten sind, sodass zum Schluss nichts übrig bleibt für das Jura-Studium ihres Geliebten. Das treibt sie zum Pfandleiher und als sie gedemütigt, überfallen und bestohlen wird, nimmt das Drama seinen unausweichlichen Lauf.
In 120 Stummfilmminuten erlebten die Zuschauer einen dramatisch ausgeklügelten Film mit intensiver Erotik. Vom traditionellen japanischen Kabuki Theater kennt man, dass die klassischen Frauenrollen ausschließlich von Männern gespielt werden. Und dass die Überlieferung der anmutigen Bewegungen der Frau überhaupt nur durch die Männerrollen in derartiger Perfektion erhalten werden konnten. Takako Irie als Fräulein Wasserfall spielte nun im Film die Verführerin, die edle Dame, die verzweifelte Gefangene mit ebenjener Anmut und Kraft, zu der nur leidenschaftliche Frauen mit außergewöhnlicher emotionaler Stärke fähig sind. Zumindest aus unserem kulturellem Hintergrund aus gesehen. Dagegen ist die Rolle des Mannes vergleichsweise schlicht. |