Originalartikel aus www.sueddeutsche.de/kultur/performance-der-sound-der-triebwerke-1.3949424
PDF-Datei 18. April 2018, 18:49 Uhr Performance Der Sound der Triebwerke Der Musiker und Komponist Markus Muench gestaltet gemeinsam mit der Pianistin Masako Ohta und Audio-Files der Mondmissionen ein musikalisches Expeditionsprogramm Von Jürgen Moises US-Präsident Donald Trump verkündete im vergangenen Dezember, dass er bald wieder amerikanische Astronauten auf dem Mond sehen will. Seine Begründung: "Diesmal werden wir nicht nur unsere Fahne aufstellen und unsere Fußabdrücke hinterlassen, sondern auch das Fundament für eine mögliche Marsmission legen." Die Reaktionen darauf waren, wie so oft bei Trump, gespalten. Während die einen darin ebenfalls einen wichtigen Schritt in Richtung Mars sehen, fragen sich andere, wer das finanzieren soll und sehen schon andere wissenschaftliche Projekte gefährdet. Und tatsächlich kann man sich fragen, wem das Ganze wirklich dient: der Wissenschaft oder eher dem aufgekratzten Ego eines Präsidenten, der damit möglicherweise auch der kommunistischen Konkurrenz eins auswischen will. Auch Muench versteht nicht so recht, was Trump auf dem Mond will. Aber auf Nachfrage meint der in Erding lebende Musiker und Komponist, dass es wohl doch eine politische Prestige-Geschichte ist. Und weil die Zeit seiner Präsidentschaft für die erste Marsmission nicht reicht, muss es eben der Mond sein. Für "lunar_" war der US-Präsident trotz allem nicht Impulsgeber. Denn die Idee zu seinem musikalischen Mondfahrtprogramm hat Muench schon einige Monate vor Trump gehabt. Anlass dafür, sagt er, war in der Tat das Wissen um das Jubiläum. Das hat ihn dazu gebracht, im Internet nach Audiomaterial von den Mondfahrten zu schauen, und das Ergebnis waren: 800 Audio-Files mit einer Dauer von jeweils vier Stunden. Was man nun an diesem Freitag beispielsweise hört, das sind überraschend witzige Gespräche zwischen Astronauten, die beim Suchen nach Gesteinsproben entstanden sind. Oder die Gleichlaufschwankungen des Originaltonbands. Gerade solch unerwartete Klänge faszinieren Markus Muench, der Violine in München und Würzburg sowie Radio-Musik-Journalismus in Karlsruhe studiert und in verschiedensten Formationen wie 48 Nord, Ensemble Resonanz oder dem BR-Sinfonieorchester gespielt hat. Außerdem hat ihn schon immer die Arbeit mit Dokumenten fasziniert, wie man sie auch bei Steve Reich oder Matthew Herbert findet, und die Muench mit dem Vorgehen eines Bildhauers vergleicht. Nur arbeitet man statt mit Stein oder Holz mit Klängen, mit denen man dank heutiger Technik "alles Mögliche machen kann". Damit ist die Klangreise zum Mond aber nicht beendet. Denn am 27. Oktober steht im Einstein Kultur mit "lunar_materials" ein weiteres Konzert mit Masako Ohta an. Außerdem sind für 2019 mehrere Aktionen im neuen ESO Supernova Planetarium geplant, das am 28. April in Garching eröffnet. So will Muench eine Klanginstallation kreieren, die dann für längere Zeit dort laufen soll. Die zugehörige Komposition möchte er zudem konzertant mit Musikern umsetzen sowie eine CD und ein Hörstück für den Rundfunk produzieren. Das heißt: "lunar_samples" ist nur der erste kleine Schritt, und im Herbst und neuen Jahr geht es dann in großen Sprüngen auf dem Mond weiter. |
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© SZ, am 18. April 2018, von Jürgen Moises |
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